Der "Meuchelmörder" Peter Untersteller
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durch Zufall ist mein Freund Paul Glass im Früjahr 2017 bei Recherchen
in einem Online-Angebot der Bayerischen Landesbibliothek namens
"Bavarica" auf einen spektakulären und zugleich grausigen Mordfall
gestoßen, der sich am 13. September 1846 in Ensheim zugetragen hat und
der bis dato aus unerfindlichen Gründen nirgendwo in den Dorfchroniken
aufgetaucht war. Dass das, was sich an diesem Sonntagmorgen in der
damals rund 1270 Einwohner zählenden Gemeinde während des gleichzeitig
stattfindenden Kirchgangs zugetragen hat und am 17. und 18.11.1846 vor
dem damaligen Zweibrücker Schwurgericht verhandelt wurde bis nach
München für Entsetzen sorgte verwundert nicht, wenn man die
Prozessberichterstattung liest.
Demnach hat der damals 15-jährige Peter Untersteller
das knapp 4-jährige Nachbarsmädchen Barbara Lang in einer Scheune an
den Hakren eines Rollseils gehängt. Nachdem er ihr die Augen verbunden
und den Mund verstopft hatte, hat er das Mädchen auf grausamste Weise
mit einem Messer traktiert. An den Verletzungen ist das Kind kurze Zeit
später verstorben. Der genaue Tathergang sowie Hintergründe des
grausamen Geschehens und der Verlauf der wenige Wochen später
stattgefundenen Gerichtsverhandlung hat Paul Glass über Monate hinweg
in verschiedenen Archiven recherchiert. Die dabei zusammengetragenen
Fakten hat er in einem lesenswerten Buch unter dem Titel
- "Meuchelmörder Peter Untersteller - verarbeitet.
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In
den von Paul Glass aufgefundenen und eingesehenen Gerichtsakten kommen
auch verschiedene Dorfbewohner als Zeugen zu Wort. Wäre Peter
Untersteller zum Zeitpunkt der Tat nur zwei Monate älter gewesen, wäre
das Todesurteil seinerzeit unausweichlich gewesen. So wird er aber
"nur" zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt, die er - seinem Alter
verdankend - in einem "Corrections- haus", also in einer Art
Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter, absitzen soll. Wenige
Tage nach dem Prozess wird er in die entsprechende Einrichtung nach
Speyer abtransportiert.
Peter Untersteller verstarb aber nach sieben Jahren Aufenthalt in
dieser Einrichtung am 1. November des Jahres 1853, wobei nicht mehr
ausfindig zu machen war, woran. War es Krankheit? Waren es die Haft-
bedingungen? Oder war es gar Selbstmord? Die im Stadtarchiv Speyer
aufbewahrte Sterbeurkunde gibt darüber keinerlei Auskunft.
Wer Interesse an dem Buch hat, wendet sich bitte direkt an den Autor unter folgender email-Adresse:
paul.glass@ensheim-saar.de
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Über den
spektakulären Fall wurde seinerzeit nicht nur in diversen Zeitungen bis
nach München berichtet, er war auch noch Jahre später Gegenstand
diverser juristischer Abhandlungen. Eine umfassender Fachbeitrag über
den "Fünfzehnjährigen Meuchelmörder Peter Untersteller" findet sich
beispielsweise in den 1847 in Landau erschienen "Annalen der
Rechtspflege in der k. bayrischen Pfalz"
In einem am
18.4.2018 in der "Saarbrücker Zeitung" erschienenen Beitrag hat
der Journalist Martin
Rollshausen das Buch und den grausigen Fall vorgestellt.
© F. Untersteller 12.01.2018
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