Auswanderungen in das Banat
Über mittlerweile 12 Generationen hinweg hat sich der Familienname
'Untersteller' in Ensheim gehalten. Zahlreiche Familien und Einzelpersonen
mit diesem nicht alltäglichen Nachnamen sind aber auch - ausgehend von
Ensheim - bereits zu Beginn des 18. Jahr-hunderts in andere Teile Europas,
insbesondere Südeuropas und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch
nach Amerika ausgewandert. Interessante Details über die Auswanderungen
aus Ensheim im 18. Jahrundert finden sich auf einer speziellen Seite der
von Paul Glass erstellten Ensheim-Homepage.
Erst im Zusammenhang der für diese Homepage in den
letzten beiden Jahren unternommenen Nachforschungen bin ich auf eine Reihe
von Unterlagen gestoßen, die belegen,
daß ausgehend von Auswanderungen aus Ensheim der Name "Untersteller"
über mindestens vier Generationen im sogenannten Banat, existent
war.
Hintergrund für diese Auswanderungen in das Banat bildete
die von Wien betriebene Anwerbung von Siedlern nach dem Sieg christlicher
Heere über die Türken im Jahre 1683. Zur Absicherung der in
den sogenannten Türkenkriegen neuerworbenen und zumeist menschenleeren,
teilweise verwüsteten Ländereien in Südosteuropa wurden
im Zuge einer breit angelegten Siedlungspolitik unter Karl VI.; Kaiserin
Maria Theresia und Kaiser Joseph II. zwischen 1683 und 1786 rund 150.000
Menschen neu im Donaubecken angesiedelt. Anfangs überwogen die schwäbischen
Zuwanderer daher auch der Begriff "Donauschwaben" - es folgten
aber auch Siedler aus Bayern, Franken, der Pfalz, dem Elsaß, Lothringen
und dem Saarland.
So wanderte beispielsweise Johann
Mathias Untersteller ,gemeinsam
mit seiner Frau Margaretha Untersteller, geb. Quirin, im Jahr
1764 in das im heutigen Rumänien gelegene Banat-Gebiet aus. Auf dieser
Reise fungierte er am 05.06. 1764 in Ulm/Donau bei der Hochzeit des
ebenfalls aus Ensheim stammenden Johannes P. WALTER und Christine JUNG
aus Zetting in Lothringen als Trauzeuge. Am 15.6.1764 machte die
Familie Station in Wien, um sich das seinerzeit für die
Banatauswanderer übliche 'Wegegeld' (3 Gulden) auszahlen zu lassen.
Wie es den Auswanderern von der Saar seinerzeit erging, davon zeugt ein
detaillierter Bericht.
Die Auswanderungsgeschichte der Familie von
Johannes Untersteller
Ebenfalls auf dem Weg ins Banat machte fünf Jahre später Johannes Untersteller am 24.10.1769 gemeinsam mit seiner Frau, den beiden Söhnen und den zwei
Töchtern Station in Wien. Festgehalten wurde auch dieses Datum im Zusammenhang
mit der Auszahlung des "Wegegelds" (3 Gulden) (Quelle:
WILHELM, Dr. Franz / KALLBRUNNER, Dr. Josef: "Quellen zur Deutschen
Siedlungsgeschichte in Südosteuropa", Schriften der Deutschen Akademie
Heft 11, Verlag: Ernst Reinhardt, München 1936, ).
Angesiedelt wurde die Familie am 10.November 1769 in der im gleichen Jahr
neu gegründeten Siedlung Bogarosch,
Haus 102 (PETRI, Anton "Heimatbuch der Heidegemeinde Bogarosch im
Banat" 1993 S. 44ff ) .Die 200 Häuser umfassende Siedlung auf
dem Kameralgut wurde im gleichen Jahr errichtet.
Das
der Familie von Johannes Untersteller zugeteilte Grundstück ist auf dem rechts dargestellten
Besiedlungsplan rot gekennzeichnet. Links ein für das Banat typisches
Bauernhaus.
Die Aufzeichnungen der Gemeinde Bogarosch belegen, daß
Johannes Untersteller im Oktober 1773 zunächst spurlos aus Bogarosch verschwunden
ist. Hintergrund hierfür war offensichtlich , daß er - wie viele
andere im Dorf - nicht in der Lage war die im Jahr 1773 von der Obrigkeit
verlangten Steuern zu zahlen. Eine vom Verwalter der Siedlung angefertigte
Liste über die "durchgegangenen" und neuen Kolonisten hält in
bezug auf Johannes Untersteller folgendes fest:
"Haus Nr. 102 Johann Untersteller, durchgegangen im Oktober 1773,
Steuerrückstand 8 Gulden 56 Kreuzer; Leonhard Knopp übernahm und
steuerte sofort. Im Jahr 1772 wohnte Johann Lind hier." (Quelle: Petri,
A. S. 53).
Johannes
Untersteller tauchte dann in der Banat-Gemeinde Perjamosch wieder
auf, wo er in Haus Nr. 232 mit seiner Frau bis zu deren Tode wohnte (Quelle:
Hofkammerarchiv Wien BAA Fz.35 rote Nr. 156 Folio 87b). Anschließend
wurde das Haus von seinem 3. Sohn Johann und dessen Familie bewohnt.
Frühere Auswanderungen ins Banat
Ganz offensichtlich gab es allerdings aber bereits zu einem
wesentlich früheren Zeitpunkt Auswanderungen von 'Untersteller' aus Ensheim
in das Banatgebiet. So verzeichnet das Taufbuch der katholischen Pfarrgemeinde
'Jahrmarkt' am 27.11.1738 die Geburt eines Jakob Untersteller. Als Eltern
sind ein Johannes Untersteller und dessen Frau Catharina vermerkt. (Quelle:
STADER, S. Ortssippenbuch
der katholischen Pfarrgemeinde 'Jahrmarkt' im Banat, 1985 S. 392,
Nr. 3681). Bislang ist hier eine genaue Zuordnung nicht gelungen. Möglicherweise
handelt es sich dabei um einen der Söhne von Johann
Mahtias Untersteller ((Johann Nikolaus, * Okt 1715 oder Johann Peter,
* 11.02.1718).
Verbrieft ist auch die Ausgewanderung von Catharina
Untersteller. Laut vorliegender Aufzeichnungen hat sie am 19.08.1784
in Ulm a.d. Donau den aus Blieskastel stammenden Bauer und Rauchfangkehrer,
Josef Seibert, geheiratet. Mit ihm gemeinsam ist sie anschlies-send
ins Banat weitergezogen. In der Banat-Gemeinde Gutenbrunn heiratete sie
Josef Seibert dann offensichtlich ein zweites Mal am 31.1.1785. Gelebt hat
das Paar schließlich in der Banat-Gemeinde Traunau.
Ausgehend von den oben erwähnten "Untersteller-Familien"
hielt sich der Familienname im Banat über mehrere Generationen hinweg.
(Details siehe unter Rübrik "Übersicht") Insbesondere
in den Banat-Gemeinden Perjamosch
und Groß-St.Peter hielt sich die Name bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Einige Personen
unseres Familiennamens, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen
bin, lassen sich allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zuordnen.
So lebte in der heute zu Rumänien gehörenden Stadt
Arad im Jahr 1774 ein Kürschner namens Peter Untersteller (Quelle:
LAKATOS, O. "Arad tötenede", Buch 2 S. 221 und 223, Mitteilung
des schwedischen Familienforschers Bo Jalling), dessen verwandtschaftliche
Zuordnung mir bislang nicht gelungen ist.
Nachforschungen
zu Beginn des Jahres 2004 zeigen, dass der Familienname "Untersteller"
bis heute in Südungarn noch existend ist. So leben sowohl in der Stadt
Pécs als auch in dem Dorf Beremend auch heute noch Familien mit unserem
Nachnamen. Ich hoffe im Laufe des Jahres mehr Licht in deren
Herkunftsgeschichte bringen zu können.
>> Auswanderungen
nach Südosteuropa
© F. Untersteller 2004
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